Als Vorbilder Borcherts werden stets kanonisierte Dichter wie Hölderlin, Rilke oder Trakl genannt. Als Jugendlicher las Wolfgang Borchert aber auch wie ein Kind seiner Zeit: Er schätzte die nationalsozialistischen Vorzeigelyriker Ludwig Barthel und Erwin Kolbenheyer, deren neoromantischer Schwulst den schwärmerischen Jugendlichen reizte. Verse von Hanns Johst, als Präsident der Reichsschrifttumskammer maßgeblich an der Gleichschaltung des Literaturbetriebs beteiligt, notierte er auf der Rückseite einer Feldpostausgabe eines Buches von Martin Luserke. Gottfried Benn, ein weiteres wichtiges Vorbild Borcherts, tauchte nicht nur mit seinen Ausgewählten Gedichten im Bücherregal auf, sondern auch mit dem Pamphlet Der neue Staat und die Intellektuellen, in dem Benn den autoritären Nazistaat glorifizierte und mit den Emigrant*innen abrechnete.
Die Bücher derjenigen, die das Deutsche Reich gleich nach der Machtübernahme der Nazis verlassen hatten, waren hingegen kaum in Borcherts Besitz. Antifaschistische Autor*innen wie Johannes R. Becher oder Kurt Tucholsky befanden sich lediglich in Nachkriegsausgaben in seinen Regalen.