Im April 1940 wurde der Buchhändlerlehrling Borchert während der Arbeitszeit von der Gestapo zum Verhör in deren Hauptquartier im Stadthaus abgeführt. Parallel durchsuchte die nationalsozialistische Geheimpolizei sein Zimmer in der elterlichen Wohnung. Hintergrund der Aktion war vermutlich, dass Borchert in seinem Bekanntenkreis an Benn und Rilke angelehnte Gedichte vorgetragen hatte, die eine*r der Anwesenden als antinationalsozialistisch angeschwärzt hatte. Die dazugehörige Akte gilt als verschollen. An seine Freundin Ruth Hager schrieb er nach dem Verhör: »Vorige Woche habe ich eine Nacht auf der Polizeiwache zugebracht, ganz dunkel eingesperrt. Warum – weiß ich immer noch nicht. Auch meine Briefe sind manchmal geöffnet und mit Gestapo abgestempelt. Manchmal merke ich auch, daß ich beobachtet werde.«