15 Friedhof Ohlsdorf

»Hamburg! Das sind die tropischen tollen Bäume des Mammutfriedhofes, dieses vögeldurchjubelten gepflegtesten Urwaldes der Welt, in dem die Toten ihren Tod verträumen und ihren ganzen Tod hindurch von den Möwen, den Mädchen, Masten und Mauern, den Maiabenden und Meerwinden phantasieren. Das ist kein karger militärischer Bauernfriedhof, wo die Toten (in Reih und Glied und in Ligusterhecken gezwungen, mit Primeln und Rosenstöcken wie mit Orden besteckt) auf die Lebenden aufpassen und teilnehmen müssen an dem Schweiß und dem Schrei der Arbeitenden und Gebärenden – ach, die können ihren Tod nicht genießen! Aber in Ohlsdorf – da schwatzen die Toten, die unsterblichen Toten, vom unsterblichen Leben! Denn die Toten vergessen das Leben nicht – und sie können die Stadt, ihre Stadt, nicht vergessen!«

(aus: Hamburg)

Friedhof Ohlsdorf

Am 17. Februar 1948 wurde Wolfgang Borchert unter großer Beteiligung auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt. Die Urne war seinen Eltern vorher – ohne Vorankündigung – aus der Schweiz zugeschickt worden.